Meine Vergangenheit und Ich

Mai 21, 2017 Marie-Luis Rönisch 1 Comments

Wieso ich meine Vergangenheit nicht löschen werde…

Viele von euch wissen, dass ich seit September 2016 Weight Watchers mache und inzwischen bereits erfolgreich 16,6 kg abgenommen habe. Als Motivation dient mir daher oft meine Vergangenheit und besonders Bilder vom Urlaub 2016 oder meiner Tagesreise nach Prag. Wieso sollte ich ein Geheimnis aus meinem Gewicht machen, wenn es mir doch ohnehin jeder hat ansehen können? Ich war schwer, verdammt schwer. Und noch immer habe ich mein Ziel nicht erreicht, sondern lediglich einen Teil davon. Trotzdem ist mein Lebensgefühl viel besser geworden.

Ein dickes Minus von fast 17 kg sieht man ebenfalls auf neuen Bildern. Inzwischen fragten mich einige Freunde und Familienmitglieder, wieso ich meine „alten“ Bilder auf denen ich „dick“ bin, nicht bei Facebook löschen möchte. Sie wollten wissen, ob es mir nicht peinlich sei, so etwas im Netz zu lassen.

Jedes Mal wenn ich auf solche Fragen antworten muss, würde ich am liebsten laut schreiben: Nein, ich werde diese Bilder nicht löschen, denn das war und bin ich, nichts hat sich geändert und ich halte aus Motivation an meiner schweren Vergangenheit fest, um nicht erneut abzurutschen oder der Jo Jo-Falle in die Hände zu spielen.  Diese Fotos erinnern mich daran, dass ich viel in meiner Jugend falsch gemacht habe. Damals wurde ich bereits in der 5. Klasse gemobbt, dabei hatte ich kein Übergeweicht, sondern vielmehr etwas Babyspeck, der sich noch unentschlossen schien, wann er sich verabschieden will. Ich habe mich einschüchtern lassen. Diese Sticheleien führten dazu, dass ich nicht mehr ins Freibad fuhr, aus dem Fußballverein austrat und mich allgemein immer mehr in meine stille Kammer zurückzog. Zuhause konnte mich keiner beschimpfen oder mein Selbstbewusstsein noch mehr mit Füßen treten als sie es ohnehin schon taten. Zuhause war ich sicher, aber auch perspektivlos, wenn es um Sport ging. Als Kind habe ich Sport geliebt, war beinah den ganzen Tag an der frischen Luft. Geändert hat sich das damals mit der Schulzeit. Kann Mobbing dick machen? Ja, das kann es. Ich werfe es meinen Klassenkameraden nicht vor, aber hätten sie mich unterstützt und nicht ausgeschlossen, wäre es wohl nie so weit gekommen.
2011 war mir eine Abnahme von -15kg gelungen, mit einem Sportprogramm und gesunder Ernährung. Für meinen Körper jedoch zu wenig. Ich bekam eine Essstörung, ernährte mich pro Mahlzeit von 135g Gemüse und 135g Obst und ging bis zu 3 Mal die Woche für 2h ins Fitnessstudio. Das Resultat: -15kg in 5 Wochen. Das war zu schnell für meinen Körper und bald darauf bekam ich Magenprobleme und Schwindelanfälle. Der Tag an dem ich das Programm stoppte, war bei einem Familienausflug. Wir machten eine Radtour und nach einem mageren Joghurt mit wenig Obst und etwas Wasser, brach ich zusammen, ich hatte schlicht nicht mehr die Kraft Sport zu machen, da ich zu wenig Energie zuführte. Damals hatte ich fast mein Wunschgewicht erreicht, gab jedoch auf, da mich diese Ernährung krank machte.

Weight Watchers hat mir einen Weg gezeigt, den ich auch in Zukunft weiter verfolgen möchte. Zum ersten Mal in meinem Leben, komme ich mir nicht vor, wie jemand der auf alles verzichten muss. Ich liebe Sushi und gerne auch mal ein Eis. Weight Watchers ermöglicht mir kleine Sünden, in dem ich mein Wochenextra für diese nutze. Früher habe ich schon gerne gekocht, aber inzwischen investiere ich täglich mindestens zwei Stunden in das Vorbereiten meiner Speisen. Alles ist frisch, bunt und gesund. Ich lebe nun nach festen Regeln und habe nicht das Gefühl, dass sich an meinem Leben etwas verändert hat. Weight Watchers ist super mit dem Alltag kombinierbar. Ich bin absolut zufrieden und wahnsinnig glücklich, mich dafür entscheiden zu haben.
Wieso ich also meine Fotos nicht löschen möchte? Weil sie mich an eine Person erinnern, die sich aufgegeben hatte, die mit dem Gedanken lebte, dass sie nicht abnehmen kann. Diese Person sah keine Chance je einen liebenswerten Mann zu finden, je eine Familie zu haben. Die Person war verbittert, emotional und frustriert. Mein früheres Ich konnte zwar Berge erklimmen und schleppte das Gewicht auf die höchsten Gipfel, doch es konnte sich selbst nichts vormachen. Damals wollte ich es nicht wahr haben. Ich habe mir eingeredet, dass Abnehmen in etwa so leicht für mich ist, wie für einen Blinden einen Kinofilm zu sehen. Ein dummer Vergleich, aber leider spiegelt er komplett mein Empfinden wider. Diese Bilder aus den letzten Jahren, erinnern mich daran, dass ich so nie wieder sein möchte, nie wieder aussehen will. Ich blicke nach vorn. Wann immer mir der Mut oder die Motivation fehlen, nehme ich eines dieser Fotos hervor und begreife, was ich bereits alles erreicht habe. Der Weg ist noch weit, aber für ein gesünderes Leben, werde ich jede Hürde gehen. Mein Leben beginnt jetzt. Und meine Vergangenheit ist ein Teil von mir und wird es immer bleiben. 


            Foto: 20.05.2017                                        Foto: Mai 2016 (Prag)

Ich hoffe, ich konnte viele von euch motivieren. Kämpft für euren Traum und gebt niemals auf. Schließt mit eurer Vergangenheit ab, aber vergesst sie nicht. Das Leben ist zu kurz, um wichtige Erfahrungen zu verdrängen. Ich wünsche euch viel Erfolg :) 



Mein Motto: Man kann niemals genug Bücher besitzen.