Halloween im Eisermann Verlag

Oktober 26, 2017 Marie-Luis Rönisch 0 Comments

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Es ist wieder Freitag und ihr wisst, was das von nun an bedeutet: Zeit für die Eisermann-Autoren, sich meiner Challenge zu stellen. Da bereits in wenigen Tagen die Nacht von Samhain ist und viele Halloween feiern, fordere ich meine Kolleginnen & Kollegen heraus, ihren Lesern das Gruseln zu lehren oder schlicht eine kurze Samhain / Halloweengeschichte mit einem Charakter aus ihrem aktuellen Buch zu erzählen. Wie immer macht Darcon den Anfang…


Darcon spürte wie sich seine Brust unter der Last der Flamme erhitzte. Ein Blick zum Blutmond genügte und er wusste, dass sein Fluch ihn in den nächsten Minuten zur Bestie von Dorion machen würde. Doch heute war es anders, heute konnte er in seiner schuppigen Gestalt unter Menschen treten und er würde sie voller Freude das Gruseln lehren.
Der Blutmond warf seinen roten Schein auf Darcons Körper und das Feuer in ihm erwachte zu neuem Leben. Der Drache schrie nach Freiheit und sprengte die Ketten seiner verletzlichen Hülle.  Ein goldener Schleier vernebelte Darcons Sicht, als er auf die Straße hinaustrat und sich den Menschen in ihren bunten Kostümen stellte. Sowie er die ersten Kinder in seiner Nähe ausmachte, begann er mit Schreien und Brüllen, fletschte die Zähne und spie Feuer. Er tat alles, um den Kindern das Fürchten zu lehren, ihre Tradition bedeutungslos werden zu lassen. Während die meisten sofort erblassten, weinten oder flohen, trat ein kleines, blondes Mädchen in seinen Schatten. Zwei Zöpfe standen schief an jeder Seite ab. Sie war eingehüllt in einen schwarzen Mantel, gekleidet wie eine Fledermaus, mit einem „B“ auf der Brust.
„Du machst mir keine Angst. Drachen sind sowas von out“, sagte sie und lächelte ihn an.
Darcon dachte einen Moment nach. Er fragte sich, was sie darstellen sollte, wurde aber aus ihr nicht schlau. „Wieso trägst du kein Kleid, meine Kleine? Bist du denn keine Prinzessin?“
Das Mädchen schüttelte ihren Kopf, wodurch ihre Zöpfe hin und her wippten. Ein Punkt für ihre Niedlichkeit. „Unter hundert Prinzessinnen, sei immer das Mädchen im Batman-Kostüm“, meinte sie überzeugt und streckte ihre winzigen Finger nach seiner schuppigen Haut aus. Sanft streichelte sie an seinem Arm entlang. Er konnte in ihrer Miene keine Furcht, sondern vielmehr Interesse entdecken. Ein seltsames Kind.
„Was auch immer das bedeuten mag“, entgegnete Darcon und ließ entmutigt seine Schultern hängen. „Eine Prinzessin wäre schreiend davon gelaufen. War ich nicht angsteinflößend genug?“
Das Mädchen wandte sich um und suchte offenbar die Gegend ab. Sie konnte aber niemanden finden. „Du hast Prinzen und Prinzessinnen in die Flucht geschlagen, aber falls du sie wirklich erschrecken willst, könnte ich dir behilflich sein.“ Ein breites Grinsen schob sich auf ihre Lippen und Darcon war sich nicht ganz sicher, ob er ihr vertrauen konnte. Zwar war sie lediglich ein kleines Kind, doch ihre schelmischen Gedanken konnte man ihr durchaus an der Nasenspitze ansehen.
„Was soll ich tun?“
Sie winkte ihn zu sich, sodass Darcon sich zu ihr hinabbeugte. Dann flüsterte sie ihm ein Geheimnis zu. „Bestäube deine Schuppen mit Glitzer, setz eine pinke Perücke auf, nutze ein paar Tropfen Zuckerwatte-Parfüm und klebe dir ein Horn auf die Mitte deiner Stirn. Dann und nur dann bist du furchterregend.“
Darcon stutzte. „Was um der Götter Willen soll das für ein Untier sein?“
Die Kleine sah ihn betreten an. „Ein Einhorn natürlich. Es gibt nichts Schlimmeres als diese Wesen. Sie töten durch einen einzigen Blick, der jeden Menschen in eine „ach wie süß ist das denn“ – Starre fallen lässt. Clevere und grauenvolle Wesen.“

Mein Motto: Man kann niemals genug Bücher besitzen.